Auf Social-Media-Kanälen wie Instagram taucht im Zusammenhang mit Lost Places immer wieder der Hashtag #beautyofdecay auf. Gemeint ist damit die besondere Aura dieser Orte, die häufig
durch inszenierte Fotos noch unterstrichen wird. Die Faszination für die Ästhetik verfallener Stätten ist keineswegs neu: Bereits im 18. Jahrhundert erhielten solche Orte eine beson-
dere Wertschätzung, vor allem in der Kunst der Romantik.Künstler wie Caspar David Friedrich und Johann Tischbein widmeten sich dieser Thematik, indem sie vermehrt Ruinen darstellten, die von der Natur zurückerobert wurden. Friedrichs Gemälde „Klosterruine Oybin“ oder Tischbeins „Goethe in der Campagna“ zeugen von dieser Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit. Ruinen von Kirchen und Burgen wurden als Symbole vergangener Epochen betrachtet und dienten als inspirierende Motive in Malerei, Dichtung und Musik. Zwar waren viele dieser Orte einst als Manifestationen von Machtansprüchen in Krisenzeiten konzipiert, doch werden sie nun mit einer ästhetischen Bewunderung betrachtet. Dieses Phänomen ist mit der heutigen Faszination für Lost Places vergleichbar, wenn mit verklärendem Blick auf verlassene Kasernen, Krankenhäuser, Fabriken oder Raumfähren aus der Sowjetzeit gesehen wird. Heutzutage teilen die Urbexer ihre Fotografien von Lost Places nicht nur in den sozialen Medien, sondern veröffentlichen diese auch in Bildbänden und Galerien. Darüber hinaus werden ihre Werke sogar als Kunstdrucke in großen Möbelhäusern als
zeitgemäße Wanddekoration angeboten.
Die Schönheit des Verfalls ist im Mainstream angekommen.